Warum wir den Shobu-Ippon-Cup veranstalten

oder

Meine Gedanken zum Shobu-Ippon-Cup

von Udo Meyer, im Juni 2001

Die Kombination aus Kata und Kumite ist die besondere Herausforderung, die immer mehr Karateka zu diesem einmaligen Event nach Darmstadt lockt. Vom 6-jährigen Gelbgurt über den erfahrenen Nationalkämpfer bis zum "Karate-Oldy", den man schon seit 20 oder mehr Jahren kennt, das gesamte Spektrum der Karateszene findet hier ein Forum, das dem speziellen Anspruch des DJKB mit Schwerpunkt auf den traditionellen Werten des Karate im Besonderen gerecht wird.

Mit Beginn der Karate-Wettkämpfe im DKB in den 60er Jahren war es selbstverständlich, daß sich dieselben Spitzenkämpfer in den Finalkämpfen im Kata und Kumite wiederfanden. Die Niju Shio von Horst Handel ist mir noch ebenso gegenwärtig wie sein mitreissender Finalkampf gegen Wolfgang Hagedorn bei der DM 1971 in Freiburg. Die Gankagu von Jürgen Willrodt war ebenso überzeugend wie seine Mawashi Geri und Ura Mawashi Geri, die er mir bei diversen Gelegenheiten wie z.B. der Hochschulmeisterschaft 1972 in Mannheim um den Kopf wickelte.

Mit dem Aufgehen des DKB im DKV zu Beginn der 80er Jahre ging diese Art des Vorbildes leider sehr schnell verloren. Die übertriebene Wichtung des Kumite im Wettkampfsport mit vielen Gewichtsklassen und damit verbundenen Titeln - demgegenüber nur ein Titel im Kata - führte sehr schnell zu einer Spezialisierung der Kämpfer, die natürlich auch auf die Ausbildung die entsprechende Auswirkung hatte. Die technische Basis wurde mehr und mehr vernachlässigt, mit der Folge der Zunahme von Verletzungen im Kumite. Dafür gab es dann die Faustschützer, die eine scheinbare Sicherheit vorgaukeln, damit konnte die für kontrollierte Ippontechniken notwendige Basisausbildung weiter vernachlässigt werden. In den letzen Jahren meiner Tätigkeit als Kampfrichter im DKV war es für mich erschreckend anzusehen, dass erfahrene Kumite-Nationalkämpfer nicht in der Lage waren, eine Heian-Kata vorzuführen.

Im DJKB hat unser Cheftrainer Shihan Ochi von Beginn an seinen Schwerpunkt in die traditionelle Ausbildung von der Basis an gelegt. Die erste Meisterschaft ohne Faustschützer zeigte hier noch den Nachholbedarf, fehlende Kontrolle auf Grund jahrelang vernachlässigtem Kihon- und Kata-Training resultierte in einer noch zu hohen Verletzungsquote. Heute gibt uns der Erfolg der konsequenten Basis-Ausbildung von Karateka, Trainern und auch der Kampfrichter recht. Für die Mehrzahl der Wettkämpfer ist ein Start sowohl in Kata wie auch in Kumite wieder zur Selbstverständlichkeit geworden. Auf den Meisterschaften sehen wir wieder dynamische Ippontechniken mit vollem Einsatz, aber auch voller Kontrolle und ohne jegliche Verletzungen. Das ist Voraussetzung für einen Sport verbunden mit einer Lebenseinstellung, der den Anspruch auf die Begleitung des Lebens von der Jugend bis ins hohe Alter erhebt.

Das Leitbild des traditionellen Karateka mit einer Aus- und Weiterbildung, die Kihon, Kata und Kumite ständig in gleichem Maße umfasst, deckt sich voll mit meiner persönlichen Vorstellung. Mit dem Shobu-Ippon-Cup und seiner speziellen Wettkampfform will ich einen Beitrag zur Verbreitung dieses Leitbildes leisten. Ich hoffe, das er noch viele Jahre einen besonderen Schwerpunkt im DJKB-Wettkampfkalender bilden wird und von den Mitgliedern so dankbar aufgenommen wird, wie das zur Zeit der Fall ist.